Elektrochemie als Schlüsseltechnologie für die Energiewende

Elektrische Energiespeicher und Wasserstoff

Die Dekarbonisierung stellt unsere moderne Industriegesellschaft vor Herausforderungen. Insbesondere werden wir unsere zunehmend volatile Energieerzeugung und unseren Energieverbrauch durch Sektorenkopplung sowie Speicher deutlich stärker entkoppeln und Wasserstoff als Stoffträger für industrielle Prozesse einsetzen müssen. Sowohl für die elektrischen Energiespeicher als auch für die Wasserstoffwirtschaft ist die Elektrochemie eine Schlüsselkompetenz.

Alternative Zelltechnologien für Energiespeicher

Während für elektrische Energiespeicher im Bereich Mobilität aktuell Lithium-Ionen- Zellen genutzt werden, sind für netzgebundene stationäre Speicher, wie sie z. B. für eine Primärregelleistung erforderlich sind, andere Zelltechnologien denkbar. Hintergrund sind hierbei u. a. die geänderten Anforderungen aus der Betriebsführung und die geringere Relevanz der gravimetrischen Speicherdichte für die Anwendung. Alternative Technologien wie z. B. Zink-Ionen- und Natrium-Ionen-Systeme sind vielfach günstiger, nichtgiftig und sicherer. Gleichzeitig sind die erforderlichen Materialien, im Gegensatz zu Lithium- Ionen-Zellen bzgl. der Verfügbarkeit als nicht kritisch einzuordnen. Weitere wichtige Fragestellungen ergeben sich im Bereich der Betriebsstrategie für elektrische Energiespeicher. Insbesondere neue Methoden zur Online-Bestimmung des Ladezustands und des Gesundheitszustandes der Batteriezellen sind dabei für einen optimalen und langlebigen sicheren Betrieb notwendig.

Ausbau der Wasserstofftransportkette im Fokus

Wasserstoff wird im zukünftigen Energie- und Wirtschaftssystem u. a. zur Sektorenkopplung, als Energiespeicher und auch als Stoffträger gebraucht. Aufgrund der vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten steht aktuell die Erhöhung der Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff und dessen Verteilung im Zentrum der Marktentwicklung. Damit die Wasserstoffproduktion wirtschaftlich erfolgen kann, müssen Erzeugungsanlagen, kostengünstig produziert werden. Eine effiziente Herstellungsroute soll skalierbare Produktion, rohstoffschonende Prozessschritte sowie hochaktive und langzeitstabile Elektroden für die alkalische Elektrolyse möglich machen. Für den Transport des grünen Wasserstoffs kommen je nach Produktionsort unterschiedliche Konzepte infrage. Das Fraunhofer IFAM entwickelt u. a. Technologien für den Aufbau einer Wasserstoff-Transportkette von Offshore-Produktionsstandorten zu den Verbrauchern auf dem Festland. Vielfach lassen sich die Entwicklungen, wie z. B. Barriereschichten oder Dichtungsmaterialien für Tanks oder Leitungen auch für andere Wasserstoffanwendungen nutzen.

Kostengünstig und ressourcenschonend zu grünem Wasserstoff

Die Elektrolyse mit Anionenaustauschmembranen (AEM) ist ein neuer Ansatz. Er verbindet die Vorteile der alkalischen Elektrolyse, wie hohe Langzeitstabilität und die Verwendung kostengünstiger und verfügbarer Metalle, mit denen der Protonenaustauschmembran-Elektrolyse (Proton Exchange Membrane, PEM-EL), d. h. höhere Leistung, Anpassungsfähigkeit an volatile Lasten und Gasreinheit. Die AEM-Elektrolyse hat sich in der industriellen Anwendung noch nicht durchgesetzt, da die am Prozess beteiligte Sauerstoffentwicklungsreaktion (OER) zu langsam und die erforderliche Zellspannung für die Wasserelektrolyse hoch ist.

Das Projekt HighHy adressiert diese Herausforderungen: Die deutsch-neuseeländische Kooperation (Förderung durch Bundesministerium für Bildung und Forschung, BMBF), arbeitet an der Entwicklung von Nickel-Mangan-Verbindungen als OER-Katalysatoren, die eine hocheffiziente und industriell umsetzbare AEM-Elektrolyse ermöglichen. »Gemeinsam mit drei neuseeländischen Universitäten und der Universität Bayreuth versuchen wir, die ideale Zusammensetzung für die benötigten Katalysatoren zu finden«, fasst Dr. Christian Bernäcker, Leiter der Gruppe Elektrochemische Technologie am Fraunhofer IFAM, das Ziel des Projekts zusammen.