Grüner Schiffbau

Antriebsstränge, Materialien und Beschichtungen für den nachhaltigen Schiffbau

Die ressourcenschonende und umweltfreundliche Transformation der globalen Schifffahrt vollzieht sich auf einer ganzheitlichen Ebene. Der Fokus liegt auf der signifikanten Reduktion von Emissionen. Doch nicht nur was als Rauch durch den Schornstein in die Luft aufsteigt, gilt es zu reduzieren. Das Fraunhofer IFAM arbeitet an alternativen Antriebssträngen, Fügetechnologien sowie biozidfreien Beschichtungskonzepten.

Alternative Antriebe sorgen für Bewegung

Die Schifffahrt stellt an elektrische Energiespeicher andere Anforderungen als z. B. die Luftfahrt- oder Automobilindustrie. Am Fraunhofer IFAM liegen Festkörperbatterien im Forschungsfokus. Sie enthalten keine brennbaren, flüssigen Elektrolyten undkönnen durch hohe Leistungsfähigkeit mit hoher Anzahl an Lade- und Entladezyklen überzeugen. Darüber hinaus werden auch Zink- und Natrium-Ionen-basierte Systeme als Alternativen zu Li-Ionen untersucht. Zwar weisen diese geringere Energiedichten auf, sind aber erheblich kostengünstiger, sehr sicher in der Handhabung und von hoher Lebensdauer.

Alternative Antriebsstränge werden aktuell an kleinen Schiffen erforscht. Für Schiffe mit wenig Bauraum wurde ein Seitenstrahlruder in Form einer Wasserstrahlanlage entwickelt, um die vollen Manövriereigenschaften zur Verfügung zu haben. Außerdem wird eine platzsparende und ölfreie elektromechanische Pitch-Verstelleinrichtung für Controllable Pitch Propeller (CPP) entwickelt. Das Risiko einer Ölleckage ist somit ausgeschlossen.

Kleben als nachhaltige Alternative

Der Einsatz alternativer Fügetechniken für den Schiffbau wird am Institut durch die Arbeitsgruppe »Kleben im Schiffbau« betrachtet, denn hier kann Gewicht und damit Treibstoff eingespart werden. Nachdem anfänglich vor allem Anbauelemente geklebt wurden, werden inzwischen lasttragenden Klebverbindung z. B. zwischen Metallrumpf und Kunststoffdeck realisiert.

Biozidfreie Beschichtungs- und Reinigungskonzepte

Biozidfreie Alternativen für den Bewuchsschutz erforscht, entwickelt und prüft das Fraunhofer IFAM seit Jahren. Die Wirkungsweise unter natürlichen Anwendungsbedingungen untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern am Prüfstand für statische Bewuchstests im Hafen von Helgoland. Dort können die ausgelagerten Beschichtungsproben außerdem dynamischen Belastungen ausgesetzt werden, die durch definierte Strömungsgeschwindigkeiten in einer Durchflussmesszelle erreicht werden. So werden wertvolle Erkenntnisse zu dem Ablöseverhalten des Foulings in Abhängigkeit vom Beschichtungstyp und der dafür notwendigen Strömungsgeschwindigkeit gewonnen.

Die Reinigung von Schiffsrümpfen, in Kombination mit bewuchshemmenden, mechanisch stabilen Beschichtungen, könnte ebenfalls zu einer Abkehr von biozidhaltigen Systemen führen. Das Fraunhofer IFAM arbeitet an einem neuartigen, laserbasierten Unterwasser-Reinigungsverfahren, bei dem während des Reinigungsvorgangs kein mit Schadstoffen verunreinigtes Prozesswasser anfällt.

Die Effizienz der Schifffahrt lässt sich nicht nur mit effektivem Antifouling optimieren. Strömungswiderstandreduzierende Beschichtungen nach Vorbildern aus der Natur wie einer künstlichen Delfinhaut sollen zu einer höheren Anwendungsreife gebracht werden. Mit dieser Beschichtung kann eine Effizienzsteigerung von bis zu sechs Prozent erzielt werden.

Biobasierte FVK für Leichtbau in Schiffen

Faserverstärkte Kunststoffe können als Leichtbaumaterial die Ökobilanz von Schiffen verbessern – insbesondere, wenn sie auf nachwachsenden Rohstoffen basieren.

Für Passagierschiffe gelten dabei strenge Sicherheitsbestimmungen und Brandschutzanforderungen. Ziel des Projektes »GreenLight« ist die Entwicklung langlebiger biobasierter Faserverbundwerkstoffe, die eine intrinsische Brandsicherheit für den Einsatz in tragenden Strukturen aufweisen. Unter der Federführung des Fraunhofer IFAM bringen die Projektpartner MEYER WERFT GmbH & Co. KG und INVENT GmbH ihre Expertise im Schiffbau ein. Begleitet wird das Vorhaben von weiteren assoziierten Partnern mit ihrer Erfahrung zu Materialien und Halbzeugen sowie deren Nachhaltigkeit, Zulassung und Betriebssicherheit. Ganz wesentlich: Das Recycling wird von Anfang an mitbedacht. Aufgrund der Langlebigkeit der Materialien werden Aspekte wie die Demontage sowie Bauteil- und Werkstoffkreisläufe bereits in der Konstruktions- und Werkstoffentwicklungsphase berücksichtigt.