Kleben in der Fertigung
Die Integration des Klebens in die industrielle Fertigung erfordert ein auf die jeweilige Anwendung abgestimmtes Vorgehen. Die Klebstoffauswahl muss die Anforderungen an das Endprodukt und an die Fertigung berücksichtigen. Die Auslegung von Klebverbindungen basiert auf der analytischen oder numerischen Berechnung. Grundlage hierfür sind experimentelle Kennwerte von Werkstoffen, Verbindungen und Bauteilen. Gleichzeitig werden die Fließ- und Härtungseigenschaften charakterisiert, um den Fertigungsprozess zu gestalten. Für anspruchsvolle Klebverbindungen oder für schwierige Oberflächen ist oft eine Vorbehandlung der Bauteiloberflächen notwendig. Die Werkstoffe werden gereinigt und aktiviert oder modifiziert, damit Klebstoffe langzeitbeständig darauf haften. Das Alterungsverhalten ist zu analysieren und damit die Lebensdauer abzuschätzen. Die Dosier- und Applikationstechnik sind Teil des automatisierten Fügeprozesses. Zur Reduktion der Taktzeiten wird oftmals auf Verfahren zur Schnellhärtung zurückgegriffen. Eine zuverlässige Produktion integriert Qualitätssicherungsverfahren und erfordert qualifiziertes Personal.
Kleben in der Anwendung
Klebprozesse sind individuell zu gestalten: Im Verkehrsmittelbau der Transportindustrie unterscheiden sich Rohbauklebungen des Automobilbaus, Scheibenklebungen des Schienenfahrzeugbaus und Sandwichklebungen der Luftfahrt stark voneinander. Mikroklebungen in der Elektronik erfordern spezielle Klebstoffe und Randbedingungen, denn die Klebstoffmengen liegen millionenfach unter den Klebungen im Bereich des Klebens im Ingenieurbau. Die Medizintechnik stellt neue Anforderungen an die Sicherheit und Biokompatibilität der Klebstoffe. Im Bereich der Luft- und Raumfahrt muss beachtet werden, dass die Klebstoffe bei extrem hohen und extrem niedrigen Temperaturen einsetzbar sind. In der Verpackungsindustrie spielen hingegen Fertigungskosten und -geschwindigkeiten eine entscheidende Rolle.
Beratung rund um das Kleben
Das Leistungsspektrum umfasst die gesamte Prozesskette Kleben und die Klebstoffauswahl, die Charakterisierung der mechanischen sowie der Verarbeitungseigenschaften von Klebstoffen, die Auslegung und Validierung geklebter Strukturen, die thermoanalytische, spektroskopische, rheologische, physikalische Charakterisierung, die Entwicklung und Anwendung von Dosier- und Applikationsprozessen, die Beratung zur Qualitätssicherung von Klebprozessen, die kundenspezifische Gestaltung industrieller Prozesse, die Prüfung und Fertigung von Klebbändern, die Analyse von Schadensfällen und die Behebung von Fertigungsstörungen.
Ergänzt wird das Leistungsspektrum durch die langjährigen Erfahrungen in der polymerchemischen Formulierung von Klebstoffen und durch die vielfältigen Möglichkeiten der Oberflächenvorbehandlung und Oberflächenanalytik. Das langjährig etablierte, umfassende und weltweit angebotene Portfolio an klebtechnischer Weiterbildung mit vielseitigen Kursen und weltweit anerkannten Abschlüssen runden das Leistungsspektrum ab. Die Überprüfung der normgerechten Umsetzung industrieller Klebtechnik auf Grundlage der DIN 2304 »Klebtechnik – Qualitätsanforderungen an Klebprozesse« und DIN 6701 » Kleben von Schienenfahrzeugen und –fahrzeugteilen« ist ebenfalls Bestandteil des Leistungsangebots. Das Fraunhofer IFAM stellt zudem für beide Normen zugelassene Auditoren.
Aktuelle Forschungsziele im Bereich Kleben
Elektromobilität |
Entwicklung und Charakterisierung von thermisch oder elektrisch leitfähigen Klebverbindungen im Batteriemodul oder Antriebsstrang |
Hybridfügen |
Reduktion der Fehlstellen beim Kleben in Verbindung mit mechanischen Fügeverfahren- wie Nieten, Falzen oder Clinchen |
Schnelle Prozesse |
Beschleunigte Klebstoffhärtung durch thermische Anregung oder schnelle Handhabungsfestigkeiten durch neue Dual-Cure-Klebstoffe |
Alterung |
Verständnis des Alterungsverhaltens von Klebstoffen verstehen und Anwendung von Schnelltests zur sicheren Dimensionierung |
Kleben im Bauingenieursbereich |
Entwicklung des Klebens von tragendenden baulichen Strukturen im Fensterbau, Fassadenbau, Holzbau und schweren Stahlbau |
Qualitätssicherung |
Entwicklung neuer Verfahren zur Inline-Kontrolle von Teilschritten des Klebprozesses |
Entwicklung von Normen zur Qualitätssicherung |
Überführung der DIN 6701 in eine europäische Norm (EN 17460) und DIN 2304 in eine ISO-Norm (ISO 21368) |
Institutsprofil zum Download (PDF)